[BSOMaterialWF] Material-Workflow (Endbenutzerhandbuch)
Ein Materialworkflow ist eine abstrakte Verfahrensbeschreibung für die Herstellung einer bestimmten Produktart. Im Gegensatz zum Workflow*, der beschreibt "WIE und WO" ein Produkt hergestellt werden soll, beschreibt der Materialworkflow "WAS aus WAS" hergestellt wird. Es werden jedoch keine konkreten Materialien angegeben, die für die Herstellung benötigt werden wie es bei einer Stückliste der Fall ist.
Deswegen stellt auch der Materialworkflow die Vorstufe einer Stückliste dar (quasi eine Vorlage für Stücklisten der gleichen Art).
*Zur Begriffsabgrenzung zum Materialworkflow, werden klassische Workflows (die Programmabläufe sind) nachfolgend nur "Workflow" genannt.
Anhand eines Beispiels lässt es sich am besten erklären was ein Materialworkflow ist:
Nehmen wir an, Sie bekommen die Aufgabe zu beschreiben wie eine Torte prinzipiell hergestellt wird ohne darauf einzugehen welche Arbeitsschritte nötig sind. Wie würden Sie vorgehen?
Zuerst würden Sie nachdenken welche konkreten Torten Sie kennen (Sachertorte, Erdbeertorte...) - was softwaretechnisch einer Stückliste entsprechen würde.
Danach würden Sie versuchen den Herstellprozess dieser Torten zu verallgemeinern und die Arbeitsschritte (WIE, WO) weglassen.
Das Resultat wäre:
[A] Tortenboden
[B] Tortenfüllung
[C] Unfertige Torte (= [A] + [B])
[D] Tortenguss
[E] Fertige Torte (= [C] + [D])
Wie Sie jetzt erkennen können, gibt es einige Zwischenstufen bzw. abstrakte Bestandteile [A-D] die noch keine fertige Torte sind. Erst mit der letzten Fertigungsstufe [E] würde man eine fertige Torte erhalten wenn man die unfertige Torte [C] mit dem Tortenguss [D] bedeckt.
Alle diese abstrakten Fertigungsstufen bezeichnet man in Variobatch als Zwischenprodukte. Zwischenprodukte sind datentechnisch Materialien die in der Materialverwaltung das Kennzeichen "Zwischenprodukt" haben und die es materialwirtschaftlich gesehen nicht als Bestand im Lager geben kann, weil es sich
Das Plus-Zeichen beschreibt, dass zwei Zwischenprodukte miteinander vermengt bzw. zusammengebaut werden. Genauer gesagt, "das erste Zwischenprodukt geht in das zweite Zwischenprodukt ein". Dies wird Zwischenproduktbeziehung genannt.
Kommen wir wieder zurück zu unserem Beispiel und werden konkret. Das bedeutet wir möchten eine Sachertorte herstellen auf Basis des "Tortenherstellungs"-Materialworkflows.
Die Stückliste würde in ähnlicher Form lauten:
[a] Mehl
[b] Eier
[c] Backpulver
[d] Aprikosenmarmelade
[e] Butter
[f] Zucker
[g] Schokolade
Die Stückliste sagt jedoch nicht aus, für WAS die einzelnen Komponenten (Materialien in einer Stückliste) benötigt werden. Deswegen muss noch der Material-Workflow und seine Zwischenprodukte mit den Komponenten der Stückliste verknüpft werden.
Das Resultat in unserem Beispiel wäre:
[A] = [a] + [b] + [c]
[B] = [d] + [e] + [f]
[C] = [A] + [B]
[D] = [f] + [g]
[E] = [C] + [D]
Das Zwischenprodukt [E] ist die fertige Torte. Würden wir nun die Torte in echt produzieren und verkaufen wollen, könnten wir nur etwas mit dem letzten Zwischenprodukt [E] anfangen. Deswegen erhält das letzte Zwischenprodukt in einem Produktionsauftrag immer die konkrete Materialnummer des herzustellenden Produktes. In unserem Beispiel wäre es die Materialnummer der Sachertorte und wir könnten erfolgreich eine Torte mehr im Kühlregallager als Bestand buchen.
Umgekehrt, würde etwas bei der Herstellung des Tortenbodens schief laufen, egal ob wir eine Sachertorte oder eine Erdbeertorte herstellen, müssten wir
Ein echter Konditor würde natürlich darüber lachen, dass man in einem Rezept einfach die Arbeitsschritte (WIE, WO, WANN) weglässt, weil er sonst damit überhaupt nichts anfangen könnte.
Diese Informationen stecken in Workflows. Deswegen müssen im zweiten Schritt noch Workflows mit Materialworkflows verknüpft werden.
Es können sogar mehrere Workflows einem Materialworkflow zugeordnet werden (und umgekehrt).
Dies ist dann verständlich wenn man bedenkt dass es einen großen Unterschied macht ob eine Sachertorte entweder zu Hause oder als Massenfertigung in einer Fabrik hergestellt wird.
Vergleichbar ist dies auch innerhalb eines Unternehmens, wenn gleiche Produktarten an unterschiedlichen Standorten oder Produktionsanlagen (Linien) hergestellt werden. Somit muss es zwangsläufig auch unterschiedliche Workflows geben, da diese an unterschiedliche physikalische Modelle gebunden sind. Werden in einer Fabrik Produkte händisch gefertigt (z.B. Kleinmengen) ist der Prozessablauf ein vollkommen anderer als bei der automatisierten Anlage die daneben steht. Auch hier muss es zwei unterschiedliche Workflows geben.
Nachdem nun ein oder mehrere Workflows mit einem Materialworkflow verknüpft wurde ist die Verfahrensbeschreibung noch nicht ganz vollständig. Es fehlt die Information welches der Zwischenprodukte zu welchem Zeitpunkt und an welchem Maschinentyp im Workflow hergestellt wird. Die Verknüpfung von Zwischenprodukten aus dem Materialworkflow mit den Workflowknoten im Workflow ist der letzte Arbeitsschritt zur Vervollständigung der Verfahrensbeschreibung.
In unserem Tortenbeispiel würde das folgendes bedeuten:
Es gibt einen Workflow der folgende Workflowknoten (Arbeitsschritte) hätte (sehr vereinfacht):
(10) In Behälterwaage verwiegen
(11) In Behälterwaage verrühren
(12) Behälterwaage auf Backform entleeren
(13) Backform in Ofen stellen
(14) Backen bei 200 °C
(20) In Behälterwaage verwiegen
(21) In Behälterwaage verrühren
(22) In Kühlschrank stellen
(30) Kochtopf auf Tischwaage stellen
(31) Auf Tischwaage verwiegen
(32) Kochtopf erwärmen auf 80°C
(40) Belegen
(50) Begiessen
Nun verknüpfen wir die Zwischenprodukte mit den Workflowknoten (Arbeitsschritte):
[A] <---> (10)
[B] <---> (20)
[D] <---> (31)
[C] <---> (40)
[E] <---> (50)
Erst jetzt ist eine vollständige Verfahrens-Beschreibung vorhanden, weil die Arbeitsschritte 10, 20, 31, 40 und 50 materialbezogen sind und wir nun wissen welche Zwischenprodukte zu welchem Zeitpunkt und wo hergestellt werden. Durch die Zuordnung eines Materialworkflows zu einer Stückliste und der Verknüpfung von deren Komponenten mit den Zwischenprodukten weiß nun auch der Workflowknoten welche Komponenten er verarbeiten muss. (Materialbezogene Arbeitsschritte bzw. Workflowknoten werden Materialbezugs- und Materialweiterleitungsknoten bezeichnet. Mehr dazu im Abschnitt "Routing-Regeln")
Diese strikte Trennung zwischen den drei Datenkontexten
bietet einige Vorteile:
Der folgende Screenshot stellt die Verknüpfungsbeziehungen zwischen Zwischenprodukten und Workflowknoten dar:
Auf der linken Bildschirmhälfte ist der Material-Workflow mit seinen Zwischenprodukten zu sehen. Auf der rechten Bildschirmhälfte der Workflow mit seinen Workflowknoten. Die roten Verbindungslinien zeigen die Verknüpfung von Zwischenprodukten mit den Workflowknoten.
Die Verknüpfung mit Workflows ist optional! Wenn Sie keine automatisierte Anlage steuern und nur buchhalterisch arbeiten wollen, entfällt die Verknüpfung. Auch ein unverknüpfter Material-Workflow kann später einer Stückliste zugewiesen werden.
Damit Material-Workflows angelegt werden können müssen Sie folgende Vorarbeiten durchführen:
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